Seit Ende 2016 bearbeite ich einen Garten im Kyffhäuserkreis. Der Garten befindet sich an einem Südhang der Windleite (Windleite: Klick) und er besteht im Wesentlichen, wie so oft hier, aus einer simplen Obstbaumwiese mit etwas Acker/Gartenboden. Der Garten war bei meiner Übernahme total verwildert. Das Gras war hüfthoch gewachsen, und in dem Gras drin befanden sich die Reste der Obstbaumerträge der vergangenen Jahre; hier hatte niemand Obst aufgehoben, sondern es wurde einfach alles liegen gelassen. Die Wege, einstmals schön angelegte Bruchsteinwege, zumindest teilweise, waren völlig zugewachsen und kaum begehbar. Das, was früher Beet gewesen war (es gab eine Art ehemaliges Blumenbeet, erkennbar an den Stauden, die auch völlig zugewachsen waren, und es gab eine Art ehemaliges Gemüsebeet, erkennbar daran, daß da jemand mal vor Jahren Mist drauf gekippt hatte und dort der Boden humoser war), war kaum mehr erkennbar. Der Vorpächter hatte zwar hier und da mal an den Bäumen rumgeschnitten, oder aber er hatte alte Sträucher entfernt, aber er hatte den Gehölzschnitt einfach auf den Wiesen liegen gelassen, so daß sich dort mehrere undefinierbare Haufen, total zugewachsen, mit Unkraut, befanden. Der Garten ist recht groß, es handelt sich um zwei ehemalige Pachtgärten, die man zusammen gelegt hatte. Dementsprechend gibt es zwei Aufbauten, wobei der zweite Aufbau, Richtung Tal hin, früher als Hühnerstall benutzt wurde. Unnötig zu sagen, daß sich die Aufbauten ebenfalls in saumäßigem, verkommenen Zustand befanden.
Voriges Jahr hatte ich bereits etwas Salat, Kohlrabi und Buschbohnen gepflanzt, im Winter Feldsalat, was auch für das erste Jahr recht erfolgreich war. Voriges Jahr hatte ich kein Obst, da späte Nachtfröste alles kaputt gefroren hatten.
Dieses Jahr nun, welches gärtnertechnisch-anbaumäßig spät startete, da der Winter bis in den April andauerte, sollte nun ein Dürrejahr werden, welches ich so in meinem langen Leben auch noch nicht erlebt habe.
Das Jahr startete vom Winter / April mit Schnee, direkt in den Sommer. Der Frühling, die Jahreszeit, während der alles wächst, fiel quasi aus. Frühling ist ja nun mal quasi immer gekennzeichnet durch milde Temperaturen und viel Regen, was gut für das Pflanzenwachstum ist. Dies alles fand nicht statt. Wir sind dieses Jahr, 2018, vom Spätwinter in den Sommer durchgestartet.
Traditionsgemäß beginne ich mit Salat und Kohlrabi, und schon gingen die Probleme los. Erdflöhe waren mir zwar als Schädlinge bei Trockenheit bekannt, aber nicht in diesem Ausmaß. Ich habe quasi bis Juni hinein versucht, die Erdfloh-Invasion zu bekämpfen, was mir nicht gelang. Ich schreibe dies auch, damit andere davon lernen können: Traditionelle Erdflohbekämpfung mit häufigem Hacken und Gießen funktioniert nicht. Esoterisch angehauchte Maßnahmen wie Tagetes zwischen die Kohlpflanzen setzen, habe ich gar nicht erst versucht, da mir dazu dann der Aufwand (auch finanziell) zu hoch war. Bis Juni hat das alles nicht geklappt. Ich säe ja auch selber aus, auch das Saatgut wurde bereits in seinen kleinen Töpfchen von Erdflöhen durchlöchert.
Foto Aussaat-Gefäß mit aufgelaufener Kohl-Saat; die kleinen Löcher sind von den Erdflöhen:

Als mir das dann auffiel, warf ich die Aussaat-Erde, die völlig von Erdflöhen verseucht war, weg. Ich kaufte neue Erde, ein Billigprodukt für einen Euro, als Versuch, einfache Blumenerde, und, ganz wichtig, ich entfernte die Aussaat-Töpfchen vom Boden, damit die Erdflöhe keinen unmittelbaren Zugang mehr hatten zu den Aussaat-Töpfen. Hat alles nichts genutzt. Schließlich tanzten die Erdflöhe sogar Tango in den Aussaat-Töpfen. Nachdem es mir nicht möglich war, irgendwie trotz dieser Plage neue Pflanzen zu ziehen, habe ich schließlich zur „Chemie“Keule gegriffen. Und selbst das hat nicht richtig gewirkt; ich mußte dreimal die Aussaat-Töpfe mit diesem Mittel behandeln, bis alle Erdflöhe verschwunden waren.
Die Kohlpflanzen, die seit April im Boden waren, kümmerten dann eine Zeitlang vor sich hin, weil ich immer noch hoffte, daß das was wird. Es wurde leider nichts. Zu den Erdflöhen gesellte sich dann auch noch die Weiße Fliege.
Foto einer von Erdflöhen und weißer Fliege befallenen Kohlrabi-Pflanze:

Es gab aber noch ein zweites Problem, warum Saatgut nicht keimte: Die hohen Temperaturen. Kohl und Salat keimt nicht bei über 25 Grad. Ausnahme: Endiviensalat. Kohlrabi Superschmelz, eine späte Sorte, habe ich im Juni 2 von 12 Pflanzen mit Mühe und Not durchgebracht; die Knollen waren ganz ordentlich, aber völlig mit Weißer Fliege, dem zweiten Hauptschädling, verseucht. Bei Kohlrabi ist das ja nicht schlimm, der wird geschält, aber bei anderen Kohlsorten muß man das auch nicht haben.
Kürbis hatte ich dieses Jahr, zwei Sorten. Die eine Sorte hat nur männliche Blüten gebildet, die andere Sorte hat zwar auch Früchte gebildet, diese wurden aber alle braun. Kürbis war ein Reinfall, werde ich auch nicht mehr machen. Er nimmt einfach nur Platz weg und macht Arbeit, er muß ja reichlich gegossen werden.
Neu hatte ich dieses Jahr die Gurken. Das war ein fast voller Erfolg; „fast“, eben nur, weil für mein Empfinden, die Pflanzen durchaus länger hätten tragen können, obwohl ich die Pflanzen nach der ersten Erntewelle nachgedüngt hatte. Die letzten Gurken habe ich vor einer Woche gegessen. Es handelte sich um Einlege-Gurken, die aber sehr groß wurden. Als es dann zunehmend immer trockener wurde, und auch die Sonne sehr intensiv wurde, krümmten sich die verbliebenen Gurken und wurden gelb. Foto:

Durch die Dürre fällt nun seit Monaten alles Obst von den Bäumen. Die Äpfel sind sehr klein. Die Zwetschen ebenfalls, aber teilweise noch eßbar, die Äpfel kann man nicht essen, sie sind sehr trocken und schmecken auch nicht. Seit Mai, als sich die Katastrophe andeutete, habe ich begonnen, die Obstbäume (ich habe drei Apfel- und drei Zwetschgenbäume) von ihrer Last zu erleichtern, dh. ich habe da, wo viel zu viel hing (fast überall) viel Obst raus genommen, so daß der Rest in Ruhe reifen kann. Leider komme ich an die hohen Stellen nicht ran. Ein Baum sieht schon ziemlich schlecht aus:
Foto Apfelbaum, der Kronenbereich ist ziemlich leer geworden, das Foto ist von Juni:

Darunter sieht das ehemalige Gras so aus:

Ob da nochmal was nachwächst, weiß ich nicht. Die Grasnarbe ist völlig vertrocknet.
Der Boden ist auf ca einem Meter in die Tiefe gehend, knochentrocken. Es hat seit Mai, und zwar seit dem 10.Mai (das weiß ich noch so genau weil meine Mutter an diesem Tag Geburtstag hatte), nicht mehr geregnet. Dies kann man sehr gut auf diesen Karten erkennen:
Gesamter Niederschlag Juni:

Gesamter Niederschlag Juli:

Gesamter Niederschlag August:

Die vergangenen Tage hat es immer mal ein bisschen „gefisselt“, würde der Rheinländer sagen, dh. die Bodenoberfläche wurde naß. Heute morgen stellte ich fest, nach kurzem Hacken, daß in der Nacht wieder nur die Bodenoberfläche naß geworden war. In der Tiefe ist es knochentrocken.
Dementsprechend kann man den Boden eigentlich nicht bearbeiten, weil man mit dem Spaten nicht reinkommt. Teilweise habe ich es probiert, indem ich am Abend vorher das umzugrabende Stück ordentlich gewässert habe. Langfristig möchte ich fast die gesamte Wiese (macht nur Arbeit) in Beete umwandeln. Das ist natürlich eine Aufgabe, die Jahre erfordert.
Der Boden ist ein Steinacker, leichte Hanglage, und wenig humos. Er ist nur da erkennbar humos, wo vor mir schon jemand Beete angelegt hatte und diese natürlich, entsprechend, um den Ertrag zu steigern, bearbeitet hatte. Deshalb muß ich vordringlich viel für die Humusbildung tun. Voriges Jahr hatte ich bereits Kuhmist vom Bauer gegenüber, der auch hilfreich war, aber so richtig humusbildend ist das nicht. In Zukunft werde ich die Stellen, die besonders mager / steinig sind, mit Gründünger bepflanzen. Zum Glück habe ich ja genügend Platz, so daß ich mit dem Gemüsebeet jedes Jahr an eine andere Stelle gehen kann.
Es gibt noch Beerensträucher, alte Himbeeren, die ich erweitert habe, waren ein voller Erfolg, Brombeere wurde neu angepflanzt, die rote Johannisbeere, ein alter Strauch von mir, hat auch sehr gut getragen, viel zu viel für mich als Einzelperson, nur die Stachelbeeren wollten nicht. Ein Strauch ist mir eingegangen, ich weiß nicht, warum, im Moment steht noch einer im Beet; es dauert wohl bei Stachelbeeren länger, bis die richtig anwachsen. Erdbeeren stehen dazwischen, Ableger habe ich reichlich.
Es folgen nun die Winterzwiebeln und der Feldsalat im Frühbeet (selbstgebaut), nächstes Jahre werde ich dann noch Kartoffeln probieren. Der Kohlanbau wird wohl ein Problem bleiben, ich möchte aber darauf nicht verzichten. Ein Wort zum Topinambur: Der wächst auch auf meinem Steinacker, aber schön aussehen tut das nicht. Außerdem haben sich die Knollen (wie auch immer, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie, durch Vögel?) im Garten an zwei Stellen ausgebreitet, an denen ich sie nicht haben will. Ich dachte erst, es handele sich bei diesen Pflanzen um Sonnenblumen, es war aber Topinambur; das habe ich beim Entfernen gesehen.
Foto verdorrter Topinambur:

Die Sonnenblumen haben dieses Jahr auch sehr gelitten unter der Trockenheit; wie alle Beet-Blumen, und Stauden. Die meisten Probleme hatte ich mit eher feuchtigkeitsliebendem Rhododendron, da hält man sich wirklich dauernd am Gießen; bei der einen Sorte, eine gelbe großblumige Hybride, kam es sogar, ohne daß die Blätter naß wurden, zum Sonnenbrand:
Foto mit „Mütze“ gegen den Sonnenbrand:

Foto Mini-Äpfel:

Solch einen Sommer braucht man nicht als Gärtner. Früher wäre man, wäre man auf seine Erzeugnisse angewiesen, in solchen Jahren an den Rand einer Hungersnot gekommen.
Foto eingerollte Fliederblätter:

Die Dürre hält noch an, auch wenn heute, das erste Mal seit vier oder mehr Monaten, ein Regengebiet durch gezogen ist, welches richtigen Regen für circa eine Stunde gebracht hat. Großbäume wie Ahorn und Linde sind längst braun, Eschen lassen das Laub einfach hängen, große Kirschbäume: dasselbe. Das Wasser fehlt in der Tiefe, auch wenn es heute mal geregnet hat. Unter Gärtnern machen wir schon Scherze, was wir nächstes Jahr noch anbauen können, man munkelt von „Dattelpalmen“ – kleiner Witz am Rande. Denn witzig ist das Thema nicht. Das viele Regenwasser fehlt im Boden und dies hat auf jeden Fall ernsthafte Auswirkungen, wenn denn das Regendefizit nicht wieder aufgefüllt werden wird im Herbst. Und danach sieht es im Moment nicht aus.
Neue Heimat Kyffhäuser