Zitat:
„Sowohl bei dem Konzept von Michael Müller als auch im Koalitionsvertrag ist verankert, dass wir die Grundsicherung mit dem Thema Arbeit verbinden. Statt Hartz IV und Wohnung wird ein regulärer, sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplatz finanziert. Langzeitarbeitslose kommen so aus dem Hilfebezug heraus und nehmen am normalen Arbeits- und Gesellschaftsleben teil.““ ZITAT ENDE
Die Idee ist schlicht blödsinnig. Hier werden noch niedrigere Löhne über Umwege eingeführt. Am Ende steht der bekannte Leitsatz: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen und nicht wohnen dürfen.
Ganz abgesehen davon nimmt solch ein Gesetz die Sozialhilfe- und Grundsicherungsempfänger aus. Das würde heißen, chronisch kranke Menschen dürfen weiter so vor sich dahin vegetieren.
Es wird auch nichts getan für „Umweltkranke“. Zu den „Umweltkrankheiten“ rechnet man -folgende Krankheiten:
https://www.fatigatio.de/leben-mit-cfs/was-ist-cfs/
https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/
Betroffene in Deutschland: bis 240 000, weltweit ca 11 Millionen
http://www.fibromyalgie-fms.de/startseite/
http://www.csn-deutschland.de/home.htm
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Wenn an diesen Krankheiten Erkrankte finanziell noch gut situiert sind, mögen sie einigermaßen über die Runden kommen. In der Regel ist aber schon die Diagnostik von CFS sehr aufwändig – Labordiagnostik gibt es nicht, es handelt sich um eine Ausschlußdiagnostik. Das heißt, es müssen alle möglichen anderen Krankheiten abgecheckt werden, wenn man da nichts findet, gibt die Diagnose CFS. Wobei die Meinungen auseinandergehen, manche meinen, CFS sei „nur“ ein lange dauerndes Burn-out.
Dieser Meinung bin ich nicht, ich kann das aber nicht belegen. Klar ist, daß sich das Immunsystem der Betroffenen verändert (individuell verschieden), und daß dies die Erschöpfung ausmacht. Das Immunsystem kann sich durch vielerlei Faktoren verändern: a. angeboren, b. erworben, zb. durch Giftexposition, wobei es wiederum zwei Möglichkeiten gibt, die Höhe der Dosis (akute Vergiftung) und die Dauerhaftigkeit der – niedrigeren – Dosis (Beispiel: Amalgam/schleichend, über Jahrzehnte). Das Immunsystem kann sich weiterhin durch Infektionen verändern und tut dies auch, was dann oft zur „Diagnose“ postinfektiöses Müdigkeitssyndrom führt, mit dem „kleinen“ Nachteil, daß die Erschöpfung nie aufhört. (Jede Erschöpfung, die länger als ein halbes Jahr dauert, ist aber dem CFS zuzurechnen. Meine dauert seit 2009, schleichend schlimmer werdend. Wenn ich dran denke, was ich früher alles konnte und was heute nicht mehr geht…)
Das Immunsystem beeinflußt natürlich das neuronale System und das Skelettsystem und das Herzkreislaufsystem, deshalb sind obige Krankheiten IMMER systemübergreifend. Das heißt, der Kranke hat viele verschiedene Probleme an verschiedenen Körperteilen aber auch zusätzlich Neurotransmitterdysbalancen (zb. Serotonin-Melatoninmangel), mit entsprechenden Symptomen.
Betroffen kann auch sein der Magen-Darm-Trakt, was zur üblichen Dysbiose und Darmproblemen und weitergehend Allergien/Unverträglichkeiten führt. Histaminintoleranz ist der weitere Begleiter. Das führt dann weitergehend zu Krankheitsbildern, bei denen kaum mehr Lebensmittel geschweige denn pharmazeutische Hilfsmittel aufgrund von Unverträglichkeiten möglich sind.
Bei diesen systemübergreifenden Krankheitsbildern wird einem als chronisch Kranker nicht geholfen, weil Ärzte diese Krankheiten nicht kennen, bestenfalls kennen sie Fibromyalgie, aber mehr auch nicht, und Behandlung dafür gibt es auch nicht (bis auf Schmerzmilderung). Außerdem denken Ärzte sehr eingleisig und sind nicht fähig, die systemübergreifende Komponente dieser Krankheiten zu verstehen. Sie geht vom Immunsystem des Kranken aus.
Die Folge solcher Krankheiten ist meist Arbeitsunfähigkeit und frühe Rente, und selbst wenn ein Kranker noch einigermaßen gut situiert ist, braucht sich das finanzielle Polster rasch auf im Versuch, zumindest schnell eine Diagnose zu bekommen, und, weitergehend, daß einem dann irgendwie geholfen wird. Die Hilfsversuche sind teilweise sehr teuer, man ist faktisch gezwungen, einen Heilpraktiker oder einen der wenigen Umweltärzte (alles Privatmediziner) zu Rate zu ziehen, und das kann eh nur Derjenige, der viel Geld hat. Wenn der chronisch Kranke arm ist, ist er faktisch „am Arsch“, er wird einfach vergessen. Er fällt durch alle „Netze“. Die ständige Arztsuche und Fahrerei zu einem neuen, vielleicht besseren Arzt, hört dann auch irgendwann mal auf, weil man einfach keine Kraft und kein Geld mehr dazu hat. So geht es jedenfalls mir. Die Charité in Berlin nimmt zur CFS-Diagnostik nur Patienten aus dem Land Brandenburg auf. Alle, die woanders wohnen, haben eben Pech gehabt, und bekommen keine Diagnostik, so sie denn nicht zu einem der wenigen teuren Umweltmediziner fahren können. So sieht das Gesundheitssystem in Deutschland im Jahr 2018 aus!
Ich bin 2009 erkrankt (schleichend zunehmende Erschöpfung) und bekam 2012 die Diagnose Fibromyalgie, aber alle anderen Diagnosen treffen auch auf mich zu, was aber keinen Arzt in Deutschland interessiert. 2012 habe ich dann die Rente beantragt, bis 2015 bewilligt bekommen. Dadurch wurde es aber nicht besser, im Gegenteil, ich mußte 2 Jahre kämpfen, und dieser ständige Kampf hat die Erschöpfung immer schlimmer gemacht. Weil der Kampf Angst macht, wenn man arm ist. Man weiß ja nie, wie die Zukunft aussieht, mit solchen Krankheiten, nichts ist mehr gesichert, nicht mal das eigene Dach über dem Kopf. – 2015 wurde dann meine Rente dauerhaft verlängert, also ich bekomme Rente bis zum Eintritt in die offizielle Rentenzeit (so nennt sich das). Das ist unwiderruflich und durch medizinische Gutachter mehrfach festgestellt worden. – Ich bin kein Einzelfall.
Ich fordere also:
- eine bessere medizinische Versorgung für chronisch Kranke, vor allen Dingen für an CFS, FMS und MCS erkrankte Menschen. Dazu gehört zwingend die Anerkennung dieser längst international standardisierten Krankheiten – nur in Deutschland ist das angeblich nicht möglich. Warum wohl? Wobei die Fibromyalgie ja anerkannt ist, aber was hat das für Folgen für die Erkrankten? Keine. Man kann zwar in eine Selbsthilfegruppe gehen, wenn denn eine vor Ort ist, aber die kostet auch wieder Geld. Am Schlimmsten aber sieht die Situation aus für CFS-Kranke, die oft nicht mehr raus können, und für MCS-Kranke. Diese Menschen sind völlig isoliert.
- Eine deutlich höhere Grundsicherung, damit auch diesen Menschen soziale Teilhabe ermöglicht wird und diese Menschen nicht, so wie es bei mir geschieht, sozial verarmen. Ich wüßte auch gar nicht, wo ich hier vor Ort, noch hingehen sollte, a. kostet alles Geld und b. hab ich durch die ständige Ent-Täuschung, keine Lust mehr dazu. Kräftemäßig ist sowieso nicht mehr viel drin, also weit fahren geht auch nicht, auch nicht aus finanziellen Gründen. Hier gibt es eigentlich gar nichts. Eine Zeitlang habe ich ehrenamtlich im Tierheim gearbeitet, bis auch das nicht mehr ging. Außerdem hat sich aus dieser Arbeit keinerlei Kontakt ergeben, mir kommt es immer so vor, als ob die Menschen alle nur noch vor sich her leben, ohne sich um den anderen zu kümmern. Ja, die meisten haben noch Familie, aber ich ohne Familie falle da völlig unten durch. Ich habe allerdings, nach den letzten Erfahrungen, keine Lust und auch keine Kraft mehr, mich für Andere auf irgend eine Art und Weise einzusetzen.
Teutoburgs Wälder